Johnny, der Rosenkavalier

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Hier meldet sich Jonny, der Rosenkavalier. Anfang Juli bin ich nach unzähligen Besitzerwechseln in eine WG in Werne eingezogen, natürlich zur Probe, man muss sich die Leute ja erst einmal angucken. Vorgefunden habe ich einen Vater (Guido), eine Mutter (Sylvia), eine Tochter (Dana-Kathleen; 21) und einen Sohn (Jan-Niklas; 18), sowie einen Dackel (Willi;11), der sich für einen Neufundländer als auch den Rudelführer hält und einen Kater (Charly;14), der zu meinem Entzücken keine Dackel mag, aber große schwarze Neufis liebt. Bis auf die Küche darf ich alle Räumlichkeiten mitbenutzen, der Balkon vor dem Schlafzimmer( mit immer! wirklich immer! geöffneter Tür) und die Terrasse zum Garten gehören mir sogar allein.

Guido habe ich gleich für mich eingenommen, eine echte Männerfreundschaft eben. Auf Wunsch (meinen Wunsch) gehen wir oft viermal am Tag spazieren, gerne auch schon mal vor 6 Uhr morgens. Die Tochter war bis zum ersten Spaziergang völlig vernarrt in mich, dann ein paar Tage gar nicht mehr( ich wollte ihr doch nur ein paar Jogger fangen), den Sohn des Hauses konnte ich nach zwei Wochen permanenter Zudringlichkeit auf meine Seite ziehen, der lässt sich gerne mal zu einem Abendspaziergang überreden. Ja, und die Mutter . . .die ist mir etwas unheimlich, denn die sieht alles, hört alles, weiß alles und findet auch noch alles, und sei es ein noch so kleiner Hundekeks, den ich für Guido im Bett versteckt habe oder Pfoten abdrücke auf einem hellbeigen Sofa. Aber auch die Stelle am Rücken, wo es unerträglich juckt oder den Soldatenknopf, der sich zwischen den Zehen eingenistet hat. Komisch.

Man spricht auch nicht mehr vom Rosenkavalier sondern es fallen Begriffe wie: Panzer, Zerstörer oder gar Riesenmonster und wieso muss man für Funkien, Astern, Hortensien einen Verein zur Rettung der Stauden gründen? Was sind eigentlich Stauden? Sonntags geht es zur Hundeschule, meine Leute müssen wohl noch einiges über mich lernen, obwohl die Grundkommandos wie Hunger, Durst, Tür aufmachen, Spazierengehen, Spielen klappen schon ganz gut, alles Weitere bringe ich ihnen noch bei. Die vergangenen drei Monate waren ja nun wirklich eine schwere Prüfung, aber ich muß sagen, sie haben alle, wirklich alle, bestanden und deshalb habe ich, zur Aufwertung der Wohngemeinschaft und Erhöhung der Lebensqualität, beschlossen:
ICH BLEIBE!!!

Ich höre gerade, daß man mich sowieso nicht mehr hätte gehen lassen, dann muß es ja wohl Liebe sein, oder?

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