Dolores

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Unsere Welt wird beherrscht von Nachrichten. Egal ob sie per Zeitung, Radio, Fernsehen oder Internet zu uns gelangen. Und die meisten Neuigkeiten, die uns tagtäglich zukommen sind negativer Natur. Manche vergisst man sofort wieder, andere brennen sich in unser Gedächtnis ein.

So erging es uns vor einigen Monaten mit einem Artikel auf der „Neufundländer-in-Not“ Seite. Es handelte sich um ein Neufi-Mädchen namens „Dolores“.

Dolores wurde von NiN mit weiteren Hunden in einem erbarmungswürdigen Zustand aus schlechter Haltung geholt. Neben anderen Blessuren litt sie an immens hohem Augendruck, der es leider unumgänglich machte, dass ihr beide Augen entnommen werden mussten.

Ihr Schicksal hatte uns sehr berührt und wir versuchten, mehr über sie zu erfahren. Über Frau Brabandt brachten wir in Erfahrung, dass es der Hündin mittlerweile gut gehe, und dass sie sich auf ihrer Pflegestelle in Mecklenburg-Vorpommern sehr gut eingelebt habe.

Während unseres diesjährigen Sommerurlaubs an der Mecklenburgischen Seenplatte nahmen wir Kontakt mit Dolores‘ Pflege-Frauchen auf. Wir fragten bei Frau Conrad an, ob wir Dolores besuchen dürften. Und sie sagte sofort zu.

Was wir erwartet hatten, kann ich im Nachhinein eigentlich gar nicht genau beschreiben. Wir gingen davon aus, dass Dolores sich sehr vorsichtig bewegt und Fremden gegenüber evtl. etwas skeptisch ist. Weit gefehlt!

Was inmitten anderer Hunde in Höchstgeschwindigkeit auf uns zugeschossen kam, war alles andere als ein zögerlicher, unsicherer Hund: sie stellte sich zuerst an meinem Mann und anschließend an mir hoch, umarmte uns … – und hatte unsere Herzen im Sturm erobert. Ihr langes Fell fühlte sich wie Seide an, und sie genoss jedes Streicheln und jede Umarmung.

Danach tobte sie mit den anderen Bären über den Hof, bellte vermeintlich potentielle Einbrecher am Gartenzaun an und kam immer wieder zurück, um sich weitere Streichel- und Schmuseeinheiten von ihrem Frauchen und uns zu holen.

Niemand, der nicht um ihre Behinderung weiß, käme jemals auf die Idee, dass dieser Hund blind ist. Dolores strahlt eine unglaubliche Lebensfreude aus. Sie rennt ebenso schnell und zielstrebig wie die
übrigen Hunde über das Gelände. Selbst vor den Pferden im Stall gibt es kein Halten.

Es war einfach unbeschreiblich zu sehen, wie selbstsicher, ausgelassen und fröhlich sich Dolores gibt. Frau Conrad hat Dolores, wie auch ihren anderen Schützlingen, ein behütetes Zuhause in einer wunderschönen Umgebung gegeben. Ihre liebevolle Pflege hat Dolores zu dem werden lassen, was sie heute ist: ein absoluter Traumhund.

Ich glaube, dieser Besuch war für uns das schönste Erlebnis dieses Urlaubs. Die Stunden im Hof unter der alten Linde, im Gespräch mit dieser wirklich bemerkenswerten Frau, die für ihre Schützlinge so viel leistet, werden uns unvergesslich bleiben.

Als wir uns verabschiedet hatten und losfuhren, musste ich an einen Satz aus dem „kleinen Prinzen“ denken:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!“

Dieser Satz trifft sowohl für Frau Conrad als auch für Dolores zu. Für jede von beiden auf eigene Weise.

Danke, Frau Conrad, dass wir Sie beide kennen lernen durften.

Andrea und Eberhard Groh

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