Die Arbeit unserer Pflegestellen

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Die Arbeit unserer Pflegestellen nach Aufnahme der Schutzbefohlenen

Heute möchten wir Einblick geben ,in die nicht immer so unkomplizierte Arbeit unserer Pflegestellen nach Inobhutnahme der Neufundländer in Not.

Wie auf unserer Homepage nachzulesen, haben unsere Notneufis die unterschiedlichsten Schicksale hinter sich, wie auch die Gründe, warum diese Hunde abgegeben wurden. Die Bandbreite ist riesig.

Wenn ein solche Hunde, oder  (vermehrt ) Doppelpacks abgegeben werden , in Not geraten sind, haben wir nicht über deren Besitzer zu befinden, sondern schnellst möglich und pragmatisch zu helfen, was sich oft auch sehr schwierig gestaltet.

Heute stellen wir ein Duo von Neufundländern vor, Eike und Lebensgefährte Kim, die eigentlich in den sogenannten „besten“Jahre sind: 4 und & Jahre alt, typisch für ihre Rasse, lieb, schmusig, gutmütig, vertraut mit Katzen und eine  miteinander eine feste Lebensgemeinschaft gebildet haben:Sie dürfen nicht getrennt werden ! 

Abgabehunde

Als sich die Ursprungsfamile aufgelöst hatte, brachen sämtliche Strukturen zusammen: 

Die Hunde wurden zuletzt bis 10 Stunden sich selbst überlassen, ohne Betreuung, kaum daß sie sich in einem zimmergroßen Garten lösen durften. 

Spaziergänge gab es nicht, weshalb die Jüngere weder Autofahrten, Spaziergänge, andere Örtlichkeiten als die innerhalb des winzigen Hauses und dem Minigarten nicht kennen gelernt hatte.

Erziehung oder Sozialisisation fanden nicht statt. Die Hunde blieben sich selbst weitgehendst überlassen.Jahre keine tierärztliche Betreuung, keine Impfungen, keine Zeckenprophylaxe, keine check-ups.Beim Billigstfutter aus Supermarkt sparte „man“ / Mann ebenso.Ansprache ? Nun ja..vielleicht nebenbei. Pflege ? Suboptimal. Kostet ja auch Geld ! 

Vor Abgabe und Übereignung an den Verein hat einer unser stillen Helfer beide Hunde mehrfach besucht, sie in Augenschein genommen, sie unzähligen Stunden ausgekämmt, ausgeschnitten, entfilzt ( der Helfer war schwarz vor Dreck und mußte sich komplett 3x umziehen ), Hautpartikel, Schuppen oder dergleichen gründlich abervorsichtig entfernt. 

DAS alles ließen beide, Eike und Kim, so etwas von brav über sich ergehen, trotz sommerlicher Temperaturen, trotz Stunde um Stunde, die damit verbracht wurden, die Hunde in einen erträglichen Zustand zu bringen…Daß allein die Geduuld / Toleranz für unser Schutzbefohlenen spricht und deren Gutmütigkeit ,dürfte klar sein ! Unser Helfer war sehr gerührt. Es wurde auch noch ein Wunde bei Eike versorgt, die der Besitzer wohl gesehen, aber nicht versorgt hatte. Der Tierarzt wurde nicht aufgesucht ! 

Nach der Übereignung und vor Überbringung der Neufundländer in unsere Pflegestelle, wurden beide Hunde durchgeimpft ( was  jahrelang verabsäumt wurde).Dabei stellte sich heraus ,daß Eike nicht nur vor lauter Aufregung fast 40 Fieber hatte, sondern eine massive Blasenentzündung.Wie lang der Hund daran schon gelitten hatte, ist spekulativ. Eine Blutentnahme konnte leider nicht erfolgreich durchgeführt werden, weil Eike zu viel Angst hatte.Natürlich mußte Eike auch mit entprechenden Antibiotika versorgt werden und erwähnte  Wunde auch.Unser Helfer berichtete ,daß Eike und Kim EINZELN (!) kaum zu halten gewesen sei, nicht an der Leine zu führen und bezog das zunächst auf die Situation in der Tierarztklinik .  Der Bericht der Klinik vermerkte zudem, daß beide Hunde nicht nur sehr ängstlich gewesen seien, sondern ein ÜBERGEWICHT von teils mehr als 20 kg an den Tag legten !Futterreduktion wurde angeraten. 

In diesem Zustand wurde die nicht zu trennenden Hunde unserer Pflegestelle übergeben.Die Übergabe gestaltet sich zu einem Desaster, weil die Hunde auch mit all dem, was mit Auto fahren, Auto ein-und aussteigen nicht vertraut sind und das massiv reflektierten… 

Die Pflegestelle war  erschrocken, wie die beiden Hunde sich drehten um die eigenen Achse, versuchten zu entkommen ,dann wieder in den Wagen zu gelangen.. Der Vorbesitzer hat alle Mühe, die Hunde aus dem Wagen zu bekommen und in das Haus zu bringen.Die Hunde wurde übergeben mit Plastikfressnäpfen ,kaum passenden, nicht neufundländergerechten Leinen, abschnürenden Halsbändern, Billigfutter.Die Abgabe erfolgte in wenigen Minuten..bislang hat sich der Vorbesitzer weder bei Neufundländer in Not noch in der Pflegestelle sich erkundigt über das Befinden seiner ehemaligen Hunde. 

Unsere Pflegestelle ist erfahren mit Hunden aus der Not, hatte auch bereits verängstigte Neufis aufgenommen ,auch im Doppelpack. 

Die schwierige Arbeit unserer Pflegestelle gestaltete sich, wie folgt: 

Eike sollte ihr Antibiotika einnehmen und benötigte gegen die massive Blasenentzündung auch noch Schmerzmittel mehrmals täglich mit zeitlichem Abständen nach Futteraufnahme. Genau das stellte unser Pflegestelle vor große Herausforderungen, da beide Hunde –nicht aus Kummer !- ihr altes Futter verweigerten. Man versuchte mit Leckerchen zu agieren, die auch nicht genommen wurden, weil die Hunde Leckerli nicht kannten, sprich beim Vorbesitzer schlicht nicht erhielten. 

Um einmal darzustellen,WAS unsere Helfer alles unternommen haben, mit welcher Kreativität und Geduld der Futterverweigerung -über Wochen begegnet- wurde: 

Trockenfutter von diversen Firmen wurde angeboten, Flocken mit Hähnchenfleisch, Gemüse, Kartoffeln püriert, Dosen von Animonda, Gran Carno ,Hühnerbrühe, die in allen Variationen über das jeweilge Futter gegeben wurde, das Gleiche mit Rinderbrühe…Auch Fisch bot man Eike und Kim an…meist wird Thunfisch doch gern genommen,alleine schon wegen des intensiven Geruches. Käse-,Leberwurstbrote..nein danke. 

Da kann man schon verzweifeln, wenn Hunde sich so verhalten, denn die Pflegestelle war sicher, daß die Hunde schon Hunger hatten.So wurde nachgefragt, was denn die Hunde außer dem Billigfutter zu sich nehmen würden:trockene Brötchen oder trockener Toast !Also wurde der Versuch mit dem alten Futter unternommen..,Das Futter wurde auch unterrschiedlich angeboten, mal im Napf, dann aus der Hand , mit Abstand , Futterständer nebeneinander, dann auseinander gezogen…Der ältere Neufi fungierte ein wenig als Vorbild und Taktgeber. Endlich nahm Eike ihre Tabletten in mehren Leberwurstknödeln, die dann im Napf liegen mussten. Aufatmen, daß der Hunde wenigstens so seine Tabletten aufgenommen hatte, aber das Futter ??? 

Unsere Familie war schon am Rande der Verzweiflung, daß sogar Hähnchenherzen zaghaft genommen und dann fallen gelassen wurden. Der Entschluß, dann doch wenigstens es noch einmal zu probieren, ging so aus, daß Kim 3 Stückchen futterte.. 

So wurden die Hunde die ersten Wochen mit Dentasticks und Geflügel-und Rinderstreifen überwiegend „ernährt“, plus der trockenen Brötchen, die im Ofen kross gebacken wurden. Alternative waren Toastscheiben, kross gebacken. Jede Fütterung stellte den Menschen vor Herausforderung, Geduld und Kreativität.JETZT endlich haben Kim und Eike gelernt, daß essen Freude macht, warten auf den volle Futternapf mit richtigem Futter für Hunde mit den notwendigen Inhalten .Die Freude ist nun auf beiden Seiten riesig…die Neufis warten ,an den Beinen der Köchin liegend auf das freudige Ereignis. Dennoch ist der Mensch noch bedacht, die alte Futterage, Brötchen miteinzubeziehen…in Form von Bröseln über dem eigentlichen Futter. 

Nichts ist trauriger, als wenn ein Hund, gerade auch ohne krank oder am Ende des Lebens zu stehen, sein Futter verweigert.Die anderen Schwierigkeiten:Eike mußte wieder lernen, daß man Temperatur messen muß zur angeordneten Kontrolle, in Bezug auf die massive Blasenentzündung…Vertrauen aufbauen, daß der Mensch hinten „herumfummeln“ darf,es gut meint mit dem Hund. Eike hatte aber bessere Tage erlebt und konnte sich wohl erinnern, weshalb ein Rückgriff in die Vergangenheit sich als erfolgreich erwies. 

Kim und Eike kamen auch mit total vereiterten Augen, die mehrmals täglich versorgt werden mußten. Nur wie die Tropfen einbringen, wenn der übergewichtige, starke, erwachsene Neufi nicht still halten will ? Wenn er sich dreht wie ein Brummkreisel, wegrennt mit Vollgas ? Wie ins Mäulchen gucken, wenn der Hund all diese Dinge, wie Kontrolle, Vorsorge nicht kennen gelernt hat, aufgewachsen ist ungeprägt von den normalen Dingen des Alltags, ungeprägt wie Wildwuchs ? 

Wenigstens ließ Eike die Wunde, mit der der Neufundländer  gekommen war, gut versorgen mit dem Erfolg der recht baldigen Abheilung. 

Wobei immer wieder betont werden muß, daß beide Neufundländer unglaublich lieb, zärtlich, lebensfroh sind,sich über jedwede Zuwendung des Menschen freuen . Sie sind beide ausgehungert nach Aufmerksamkeit, Zuwendung, Liebe, Berührung… 

Sehr schnell hatten beide, Eike und Kim ,das Haus und den Garten für sich erobert..gingen aber zuerst nur in den Garten in Begleitung, weil sie es möglicherweise nicht anders gewohnt waren. 

Große Sorge bereitete unser Pflegestelle auch die Tatsache, daß Eike und Kim sich schwer erleichterten – und man TAGE auf den Absatz von Kot warten mußte. 

Jeder Hundehalter weiß, wie belastend es ist, wenn die Hunde sich nicht absetzen, nicht fressen wollen / können und wie man dann nach fast 4 Tagen sich über eine „Wurst“ freuen kann im Garten. 

ALLES war für das Duo eine Entdeckung, den gesamten Wohnbereich zu erkunden, die Bettchen in Beschlag nehmen zu dürfen, immer um die Menschen sein zu dürfen, sich überall hinlegen zu dürfen, wo der jeweilige Hund es möchte. Es kann einem dann schon die Tränen in die Augen treiben. 

Nach Wochen trauten sich beide auch einzeln, zusammen aber ohne menschliche Begleitung in den Garten,auf die Terasse und beide entdeckten, wie groß die Welt ist,daß man Spaziergänger und Vorbeigehende auch ausschimpfen darf. Auch das Spiel miteinander wurde nun angegangen, ein Zeichen, daß beide sich seelisch in immer besserem Zustand befanden. 

Daß der Mensch aber auch arbeiten gehen muß, kannten sie zwar schon, weil sie sich  selbst sehr viel überlassen waren in der Vergangenheit. In der Pflegestelle aber wurde geweint, wenn man zurückbleiben mußte ,wobei die Begrüßung bei Heimkehr entsprechend enthusiatisch ausfiel. Freude pur ! 

Das Thema SPAZIERGANG..:133 kg Neufundländermasse problematisch, wenn die beiden das Spazierengehen nicht trainiert hatten, nur im Haus und auf der Terrasse bleiben durften.Unsere Helfer entschieden sich, einzeln mit Kim und Eike zu gehen, nachdem der erste Versuch, mit beiden zu gehen, nur mit Wirrwarr endete. Beide tanzten herum wie wild, daß man keine Leine anlegen konnte und das einst operierte Bein von Kim gefährdete.Selbst das Anlegen der Leinen schienen die Hunde nicht gewohnt zu sein, insbesondere der jüngere Neufi. 

Also entschied man sich, daß man mit den Hunden versucht einzeln zu gehen und legte die von Frau Brabandt großmütig gespendeten Brustgeschirre ( sehr bequemen, abgepolsterten Geschirren, Anfertigung, die glücklicherweise auch paßten ) an. Aber die beiden miteinander verwachsenen Hunde ließen sich nicht trennen, weinten nacheinander. Der Versuch wurde abgebrochen .Es wurde also mit beiden gegangen. 

Unsere Pflegenden beschrieb die ersten Minigänge am Haus :“ Ich sah so etwas aus wie im Film Ben Hur beim Wagenrennen und ich bin sicher, wir hätten jeden Römer flugs überholt…meine Haltung entsprach der von Ben Hur..gerne hätte ich mich mal vorgelehnt ,um zu schauen, ob uns jemand entgegen kommt..war technisch nicht möglich“Bei den ersten „Spazier-Run“ wurde vor lauter Freude die Gartentüre des Nachbarn ausgehebelt-er nahm es mit Humor und bremste das Trio Mensch-Hunde ab..Der Spazier-Run dauerte nur insgesamt 10 Minuten, dann waren die Dickerchen von allem nur noch platt und hechelten besorgniserregend sehr lange. 

Inzwischen wird der Spaziergang täglich durchgeführt mit dem Duo und nicht mehr in Ben-Hur-Manier, aber immer noch halten beide nicht mehr als 10 Minuten durch, untrainiert geht leider nicht mehr. 

Aber sie freuen sich an der Welt, den Gerüchen, Geräuschen, daß sie schnuppern dürfen und was es alles so gibt. Jede Veränderung, wenn man mit ihnen statt von links nach schräg geht ,dann umgekehrt , ist das für Eike und Kim eine große Aufregung, sind beide freudig erregt und danach wieder platt. 

Dass ein Tierarztbesuch, oft ja die erste Notwendigkeit bei Hunden aus der Not, ein fast unüberwindliche Problem darstellte, mußten unsere Helfer erstmals erfahren:WIE , bitteschön bringt man zwei so dicke ,starke Moppelchen zum Tierarzt, wenn sie Autofahren nicht gewohnt sind, Panik vor dem Ein-und Aussteigen haben…keine Rampe kennen, sich nicht hineinheben lassen ????? 

Da finde man in Urlaubs-und Pandemiezeiten erst einmal einen Tierarzt, der INS HAUS kommt…und da Eike und Kim das Prozedere einer Untersuchung auch nicht kannten, es nicht geübt worden war. wie dann Blut entnehmen, wie Fieber messen, wenn das Anfassen des Schwanzes schon auslöst , daß Kim sich entweder wieder wie ein Brummkreisel dreht oder wegrennt ? Wie Wunden versorgen ? Glücklicherweise wurden Tierärzte gefunden, die die besondere Situation verstanden und sich um die Hunde bemühten. Beide Hunde waren sehr lieb im Umgang mit ihren Behandlern. wurden bewundert ob ihres lieben Wesens und Schönheit.  

Dennoch schaffte es unsere Pflegestelle, tägliche Urinproben von Eike zu nehmen, Stick hineinzuhalten, um zu sehen, ob im Urin sich Blut und Eiweiss geringerer Konzentration befinden.Gesundheitlich sind beide auf einem guten Weg. 

Noch ist der Weg weit: 10 Minuten Spaziergang sind sehr wenig und können auch nicht dafür sorgen, daß das Duo ihr immenses Gewicht verlieren kann. Kim und Eike lernen alles NEU, lernen die Welt kennen und was so normal ist für einen Hund. Als nächstes wird beiden langsam ein Auto gezeigt: erst zeigen, daran riechen, mal den Kopf hineinstecken, mit Leckerchen ( die jetzt geschätzt werden ) mal wagen, eine Pfote oder den Kopf in das Auto zu stecken, dann zusehen, ob eine Rampe betreten werden kann…ob man dann im Auto ein wenig verweilen mag zusammen, dann mal den Motor starten, wieder ausstellen, dann eine Minifahrt „um den Pott“…alles langsam mit Geduld. die beiden alltagstauglich machen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen.Sie sollen angstfrei die Welt kennenlernen, Freude an Vielfalt haben. Die hauseigene Katze, die immer mit Neufis gelebt hat, ein 17 jähriger Senior, beginnt Freundschaft zu schließen mit den Neufundländern, die ihrerseits auch Katzen kennen. In allem sind GEDULD und Vertrauen der Schlüssel zur „Umpolung“, beiden beizubringen, wie ein Hund sich  mit Menschenumfeld verhalten soll. denn man kann 133kg Hund nicht gegen den Willen abdrängen oder gar „beherrschen“. Der Weg mag noch weit sein, aber die Aufmerksamkeit, Zuwendung, Verständnis, Kreativität und Erfahrung werden Eike und Kim ein ihnen gerechtes Leben mit dem Menschen bescheren, wo alle aneinander Freude haben werden und sich beschenkt fühlen durch diese herrlichen Wesen. 

Nebenbei bemerkt :der Vorbesitzer hat ganz abgeschlossen mit diesen Hunden..IMMER NOCH keine Nachfrage, wie es den Hunden geht ,wo sie sind, ob noch in der Pflegestelle oder gar schon vermittelt. 

Eine Dame zitierte in Kenntnis dieser Tatsache: 

„DU BIST ZEITLEBENS FÜR DAS VERANTWORTLICH FÜR DAS; WAS DU DIR VERTRAUT GEMACHT HAST

Antoine de Exupery und Christian Morgenstern schrieb zu seinen Zeiten schon: „GANZE ZEITALTER VOLL LIEBE WERDEN NOTWENDIG SEIN, UM DEN TIEREN IHRE DIENSTE UND VERDIENSTE AN UNS ZU VERGELTEN“ dem ist nichts zuzufügen. 

Wir hoffen , daß der Leser nun einen Einblick in die wertvolle und notwendige, ehrenamtliche Arbeit unserer Pflegestellen bekommen hat…sie ist die BASIS für ein erfolgreiche Vermittlung und das Verbleiben bei den neuen Familien.   

     

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