Am Nachmittag des 2. Mai d.J. mussten wir unsere Neufi-Hündin Ronja nach fast 14 gemeinsamen Jahren über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Sie war unser Dreh- und Angelpunkt. Sie war vor 4,5 Jahren nach einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung an Diabetes erkrankt und konnte nur noch kurze Strecken laufen, musste pünktlich gefüttert und gespritzt werden. Doch trotz aller Einschränkungen waren diese letzten Jahre auf ihre Art etwas Besonderes. Wir merkten Tag für Tag, dass wir ein absolut eingespieltes Team waren.
Als jedoch am 1. Mai Herz- und Atembeschwerden hinzu kamen, wussten wir, dass wir die so lange gefürchtete Entscheidung treffen mussten. Schon als wir vor 20 Jahren unseren ersten Neufundländer, Janosch, in unsere Familie holten, hatten wir uns vorgenommen, niemals einen unserer Hunde unnötig leiden zu lassen. Sie sollten in Würde und Frieden gehen, wenn ihre Zeit gekommen war.
Unser Tierarzt hat Ronja in unserem Garten in meinen Armen einschlafen lassen. Wir haben unser heißgeliebtes Mädchen neben ihren Freunden Janosch, Nando und Tommy zur letzten Ruhe gebettet.
Diese Leere, die plötzlich in Haus, Garten und in unseren Herzen herrschte, war schrecklich. Die Angst vor den nächsten Tagen und Wochen beherrschte unsere Gedanken.
Schon vor längerer Zeit hatten wir uns vorgenommen, wenn Ronja nicht mehr bei uns sein sollte, einem „Nothund“ ein Zuhause zu bieten. Dass dieser Fall jedoch so schnell eintreten sollte, daran hätten wir nie gedacht.
Bereits am Abend des 2. Mai rief Bianca Kowalski bei uns an, um sich nach Ronjas Befinden zu erkundigen. Wir hatten bereits seit einigen Wochen per Internet Kontakt aufgenommen und mehrmals telefoniert. Als sie hörte, was an diesem Tag bei uns passiert war, war sie sehr betroffen. Sie hatte weder Ronja gekannt, noch kannte sie uns zu diesem Zeitpunkt persönlich, doch wer jemals einen Bären hergeben musste, kann nachfühlen, wie groß der Schmerz ist.
Zunächst sehr zögerlich begann sie dann vor einem Geschwisterpärchen „Zeus“ und „Cassy“ zu erzählen, die dringend ein neues Zuhause suchen, und in jedem Fall zusammenbleiben sollten.
Ein Blickwechsel zwischen meinem Mann und mir machte alles klar – die beiden Bärchen kommen zu uns! Bianca Kowalski sagte uns dann zu, mit den beiden Neufis am Samstag zu uns zu kommen. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die äußeren Bedingungen wie Haus, Garten und Auto für die Neufis passen.
Wir konnten die drei Tage bis zum Wochenende kaum erwarten. Am Samstagabend war es dann endlich so weit: Bianca, Marcy und Rolf brachten uns die Bärchen! Als die Heckklappe von Biancas Auto geöffnet wurde, saß Zeus etwas verschüchtert aber aufrecht da. Seine Schwester Cassy brummte voller Angst wie ein kleiner Bär und versuchte, sich hinter ihrem Bruder zu verstecken.
Bianca lockte die beiden aus dem Auto und in unseren Garten. Mit Speck fängt man Mäuse – und mit Käse und Wurst Neufundländer. Bereits nach einer halben Stunde war das Eis komplett gebrochen. Zeus und Cassy wurden schnell zutraulich und erkundeten, immer mutiger werdend, Haus und Garten. Mit quietschendem Spielzeug bewaffnet, stürmten beide über die Wiesen und durch die Wohnung.
Auch in den nächsten Tagen gab es keinerlei Schwierigkeiten. Beide haben keine Anzeichen von Trauer erkennen lassen, oder Ablehnung gezeigt.
Heute, nach 4 Wochen, denken wir immer wieder an diesen ersten Moment. Als die beiden voller Angst vor dem Ungewissen vor uns saßen. Es hat uns tief berührt, dass sie bereits nach wenigen Minuten bereit waren uns anzunehmen, uns zu vertrauen und dass sie ihre Herzen für uns weit geöffnet haben.
Noch nie zuvor haben wir derart verschmuste Hunde erlebt. Beide bringen ihre Lebensfreude täglich zum Ausdruck. Sie sind wissbegierig, lernfreudig, verspielt und geben uns so viel Liebe. Bereits nach ein paar Stunden kam es uns vor, als würden wir bereits Jahre zusammen leben. Sie haben uns mit Haut und Haaren für sich eingenommen.
Eigentlich geht es bei „Neufundländer in Not“ ja darum, dass Tieren geholfen wird, aber in unserem Fall ist es so, dass Zeus und Cassy uns viel mehr geben, als wir je erwartet haben.
Wir sind unendlich dankbar für die Beiden!
Bedanken möchten wir uns bei Frau Brabandt und all ihren Mitstreitern, die sich so sehr für jeden einzelnen „Not-Neufi“ engagieren. Wir wünschen Ihnen, dass Sie durch die Vermittlung weiterer Bären ebenso viel Glück in andere Familien bringen. Unser besonderer Dank gilt Bianca, Marcy und Rolf, die auf so liebevolle, verständnisvolle und ruhige Art für uns da waren. Die immer wieder ihre Hilfe und ihren Rat angeboten haben. Es war so, als würden wir uns bereits Jahre kennen!
Danke dafür, dass Ihr diesen unermüdlichen Einsatz zeigt. Dass Ihr jederzeit für Not-Neufis da seid und so viel Freude und Zuversicht für Menschen und Tiere bringt.
Schön, dass es solche Menschen gibt.
Zum Schluß möchten wir unserer Ronja danken, die, wie Bianca bereits vermutet hat, ganz sicher bei dieser Vermittlung ihre Pfote im Spiel hatte. Sie wollte uns in guten Pfoten wissen. Das ist ihr wirklich gelungen. Vielen Dank, du bleibst immer in unseren Herzen!
Zeus + Cassy mit Familie