Nachdem uns Divamaus am 18.07.2018 verlassen hat, waren wir unendlich traurig. Eigentlich wollten wir keinen Neufi mehr zu uns holen. Das Abschiednehmen, das wir nun das 5. Mal hinter uns gebracht hatten, wurde immer schwerer.
Und dann irgendwann Ende des Jahres war das Verlangen nach einem neuen Familienmitglied zu groß geworden.Wir kontaktierten Neufundländer-in-Not.e.V. und klagten Frau Brabandt unser Leid.
Am 11. Januar 2019 war es dann soweit und wir durften Bea kennenlernen. Eine schwarze Neufihündin gerade mal 3,5 Jahre und schon in vielen Händen gewesen.Sie kam zur Tür herein, legte ihren Kopf meinem Mann auf das Knie und eine neue Liebe war entstanden. Nach den Papieren hieß Bea eigentlich Kaya-Yuma und wir haben ihr die Identität zurückgegeben indem wir sie nun Kaya rufen. Es klappte prima.
Bei einem abschließenden Gespräch mit Frau Brabandt klagte ich, daß jetzt mein Mann ja einen Hund hat und ich? Sie signalisierte mir, es stünde wohl eine alte Hündin an, aber die ist bereits 9,5 Jahre und hat wohl Verwachsungen an den Gelenken .Ich sprang sofort darauf an.
Gesagt, getan, eine Woche später ging es wieder nach Aalen und am 19.01.20 wurde Jennifer abgeholt. Vor lauter Streß konnte die Maus das Pipi nicht halten und bescherte uns gleich eine Aktion im Hotelzimmer. Egal, das werden wir hinkriegen. Es sollte aber nicht das letzte Mal gewesen sein…
Als sich dann beide Hunde das erste Mal gegenüberstanden, waren wir nicht ganz so sicher, ob das wirklich eine gute Idee war, beide zu nehmen.Beide erwiesen sich als stur, selbstsicher und ließen keine Möglichkeit aus, sich den 1. Platz in der Hierarchie zu sichern.Wir gingen gemeinsam spazieren und wie aus dem Nichts krachte es gewaltig.Eingreifen war unmöglich, wir warteten ab und dann gings zum Tierarzt.Das häufte sich die ersten 6 – 8 Wochen und wir hatten ein Abo bei Dottore Matteo.Beide schliefen getrennt und wurden getrennt gefüttert.
Jennifer ließ es sich nicht nehmen, gegen Kaya, die um einiges jünger war, aufzubegehren und biß herzhaft zu.Dabei war sie mal etwas unvorsichtig und schon war der obere rechte Reißzahn locker und Kaya hatte ein Loch im linken Vorderbein.Dott. Matteo war wieder begeistert, versorgte die Wunde von Kaya und dann wurde der Zahn wieder richtig hingeschoben und mit einem Faden quasi befestigt.Hat geklappt, der Zahn ist heute noch drin, zwar ein wenig schief, doch er ist noch voll funktionsfähig.
Wir führten also beide getrennt aus. Dabei begegneten wir einem unserer Nachbarn, die 4 kleine bis mittlere Straßenhunde ihr eigen nennen.Kaum sozialisiert und ständig bellend, wenn ein anderer Hund auftauchte. Jennifer war kaum zu halten und stürzte – wohlgemerkt, mittlerweile 10 Jahre alt – auf die Meute zu.Sie legte ein Tempo vor und ich kam nicht mehr hinterher. Na gut, dann eben wieder Tierarzt war mein Gedanke. Falsch … die Meute zog ab und Jennifer war stolz wie Bolle, alle verjagt zu haben.Noch heute, wenn sie nur die Meute bellen hört, jagt sie los.
Nach ungefähr 4 (!) Monaten war das Thema “wer ist die erste” ausgestanden. Es wechselte ständig und je nach dem wer besser drauf war, war die erste! Auch heute noch.Aber es gibt keine Kämpfe mehr. Kaya versucht manchmal Jennifer aus der Reserve zu locken. Da reicht aber ein lautes “NEIN” und der Fall ist schon wieder erledigt.
Bürsten und Blowern ist auch so ein Thema, da hat uns Jennifer echt überrascht.Fellpflege muß sein und wir haben einen Tisch und davor eine fahrbare Treppe, damit es leichter ist für unsere Neufis.Kaya rauschte zwar auf den Tisch, doch sobald ich die Bürste in der Hand hatte, war sie wieder weg.Jennifer stieg bedächtig auf den Tisch, ließ sich genüsslich bürsten, auch an unbequemen Stellen und als ich den Blower holte,stellte sie sich so hin, daß ich wirklich überall damit hinpusten konnte. Traumhaft, sie mag es nach wie vor geblowert zu werden.Doch daß Jenny mir oder meinem Mann in die Augen sehen konnte, das gab es nicht.Sie ließ sich streicheln, aber nur wenn sie wollte und gab ihren Bauch nicht zum Kraulen frei.Alles war immer ein wenig angespannt und sie wirkte unsicher.
Und immer, wenn etwas neu ist in der Umgebung von Jennifer, dann wird es kritisch. Wir sind nach Deutschland gefahren in unsere Wohnung und wollten uns 3 Wochen aufhalten. Covid-bedingt war es dann fast ein halbes Jahr.Diese Wohnung kannte Jennifer nicht, d.h. im Hauseingang blieb sie stehen und war nicht weiter zu bewegen. Mit gutem Zureden gelang es bis zum Aufzug.Und nun … Jenny stieg nicht in den Aufzug. Da die Wohnung im 3. Stock liegt und Jennifer keine Treppen mehr steigen darf/kann, war guter Rat teuer.Es half kein Zureden, also gemeinsam angepackt und reingesetzt. Oben ausgestiegen und in die Wohnung. Vor lauter neuen Eindrücken kam wie immer …. Pipi .. mitten im Wohnzimmer.Da der Teppichboden 10 Tage später sowieso gegen Laminat ausgetauscht werden sollte, war es keine große Sache.Nach etwa 3 Tagen hatte Jennifer den Bogen raus und wenn sie aus der Wohnungstür trat steuerte sie sofort auf den Aufzug zu und trabte rein.Natürlich hat mal ein Mitbewohner schneller gedrückt, als ich drin sein konnte und schon fuhr Jennifer alleine Aufzug. Kein Akt, sie kam auch wieder hoch 😉
Die Wohnung hat einen Balkon und beide lagen einträchtig draußen, natürlich nicht auf den Decken, sondern schön im Kalten, daneben.Und gleich nach einem Tag hatte Jenny auch schon wieder einen bellenden Dackel ausgemacht, den sie nicht mochte.Als wir ihm auf dem Gassiweg begegneten – sie hatten sich vorher noch nie gesehen, nur gehört – mußte ich mich sauber in die Leine stemmen, um Jennifer von dem bellenden Dackel abzuhalten.
Alles war für Jennifer neu, plötzlich wieder an der Leine gehen – hier in Italien darf sie frei laufen –, ganz ganz viele Gerüche, viele andere Hunde, Menschen die Angst vor ihr hatten, Kinder die sie unbedingt streicheln wollten und natürlich andere Hundehalter die uns wegen der schieren Größe aus dem Weg gegangen sind. Neufundländer sind schon imposante Erscheinungen und die meisten Menschen haben halt nur kleine bis mittlere Hunde. Es war halt spannend für alle.Wir sind jeden Mittag einige Kilometer gefahren, um gemütlich durch Felder und angrenzende Wälder spazieren zu können und Jennifer hat alles aufgesogen.Genau diese neuen Erfahrungen haben sie entspannter gemacht. Die Maus konnte uns endlich endlich in die Augen sehen und wurde unheimlich liebevoll. Wir konnten und können sie nun knuddeln, am Bauch streicheln und sie läßt es nicht nur über sich ergehen, nein sie genießt es.
Wir haben hier in Italien neben unserer Terrasse einen kleinen Bachlauf und der hat es Jenny angetan. Sobald es warm wird, geht Jenny nach dem Morgenspaziergang baden. Mit einer Gelassenheit ohnegleichen, steigt sie ins Wasser, setzt sich hin, trinkt ausreichend und genießt das kühle Nass. Dann kommt sie wieder raus, schüttelt sich und legt sich zu hin, um uns beim Frühstücken zuzusehen. Eine echte Freude.
Ihre Schwachstellen haben wir im Griff mit einer Collagile-Gabe 2x täglich und sie hinkt nicht mehr, wie im Januar 2019 als sie zu uns kam, Blasenentzündungen kommen immer im Frühjahr, 2019 wie auch 2020 und Ohrenentzündungen haben wir auch regelmäßig, trotz Reinigung. Das Aufstehen fällt morgens und nach langem Liegen sehr schwer und die Hinterbeine, die schon immer ziemlich schief waren, versagen manchmal ein wenig den Dienst. Doch wir haben festgestellt, je mehr die Maus tagsüber laufen kann, umso weniger hinkt sie. Also wird sie immer wieder mal bewegt, damit sie nicht “einrostet”.
Nun ist unsere Jennifer 11 Jahre alt geworden und wir hoffen, daß sie uns noch eine Weile erhalten bleibt. Wir haben sie sehr sehr lieb gewonnen und wenn sie uns mit ihren großen Augen ansieht, dann liegt so viel Liebe drin, daß wir über diverse Malheure, Tierarztbesuche und ähnliches gerne hinwegsehen. Wer weiß, wie es uns geht mit über 100 Lebensjahren!!
Heute nach 1 1/2 Jahren bei uns, gibt es keine Kämpfe mehr zwischen Jennifer und Kaya. Sie sind zwar kein Dreamteam geworden, aber sie verstehen sich und eine schaut nach der anderen. Kein Futterneid, keine Probleme im täglichen Umgang miteinander. Sie sind beide bei uns angekommen. Doch wir hatten nicht gedacht, daß es so lange dauert, bis sie alles akzeptiert haben in unserem Leben. Dieses Mal war es Schwerstarbeit, doch sie hat sich wieder einmal gelohnt für unsere Kaya Neufi Nummer 6 und Jennifer Neufi Nummer 7.