NIN Pflegestelle in Ostfriesland

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Am 28.12.2019 stolperte er in unsere Familie:Janosch,ein ca. 8 jähriger Neufundländerrüde mit einem Kampfgewicht von etwa 30 kg bei einer Schulterhöhe von etwa 62 cm.

Herr Neuen, vom Verein Neufundländer in Not e.V., hatte ihn aus einem Tierheim im Ruhrgebiet abgeholt.Hier war er allerdings schon in dieser schlechten Verfassung angekommen.Der angeblich so schüchterne, ängstliche und zurückhaltende Rüde hatte sich sofort in unsere Herzen geschlichen und uns in kürzester Zeit sein Vertrauen geschenkt. Nach dem Herr Neuen sah,wie der Junge sich gab, waren die Formalitäten schnell erledigt.Nach einer längeren Weile des Plauderns machte sich Herr Neuen auch wieder auf den langen Heimweg.

Nun heißt die Aufgabe:Aus diesem armen Würstchen wieder einen schönen, stolzen Neufundländer zu machen.Dazu gehört natürlich die Sorge um den Magen…Unser Trockenfutter,welches alle unsere vorherigen Pflegeneufis und unsere eigenen Neufis sehr gut vertragen hatten,gemischt mit ca. 250 gr frisch abgekochtem Rindersuppenfleisch – garantiert Getreidefrei – half da natürlich bestens aus.

Nachdem er zuerst zu meiner Frau Gila Vertrauen gefasst hatte durfte sie ihn auch untersuchen und ihm schon mal die gröbsten Verfilzungen aus dem Fell schneiden und bzw., wo es noch möglich war, ausbürsten.Die Behandlung der von Milben befallenen Haut müssen wir noch mit unserem Tierarzt abstimmen.

Das ließ sich der kleine Mann alles klaglos gefallen, da er merkte, daß es ihm schon gut tat……

Selbst die mit Hefebakterien befallenen Ohren ließ er sich klaglos reinigen.Ich hab nie geglaubt,daß zwei kleine Öhrchen so stinken können.Schwarz,fast wie Teer, war der Ausfluss aus den Ohren.Aber mit einer noch vorhandenen Reinigungslösung konnte Gila auch dieses Problem weitgehend eindämmen.

Bei dem ersten Spaziergang am späten Nachmittag zeigte er sich gleich von seiner besten Seite:Leinenführig und sehr gut zu händeln.Auch der Garten und der Rasen wurden wurde sofort als Freilaufzone akzeptiert, so das es auch möglich war ihn im Laufe des Abends schnell mal eben fürs kleine Geschäft auf die Wiese zu lassen.

Wir wollten diesmal alles besser machen…

Erste Ansage: Der Hund kommt nicht auf die Couch…

Aber es ist ja vom Hund auch ein Vertrauensbeweis, wenn er sich so zu seinen neuen Menschen hingezogen fühlt.Und wir wollten ihn nicht zurück weisen.

Irgendwann wurde es Zeit zu schlafen und der Gedanke:“Wie wird diese erste Nacht?“ kam auf.Aber keine Probleme, er suchte sich einfach seinen Schlafplatz in der Wohnung aus und schlief durch bis zum nächsten Morgen.

Nach der Morgenrunde durch Feld und Flur war – was sonst? – Fütterung angesagt.Bei uns gibt es halt für die Hunde zweimal täglich Futter.Danach gemeinsames Frühstück, denn ein Leberwurstbrot passt immer noch.

Zweite Ansage: und erst Recht nicht ins Bett.Aber was will man diesen Augen entgegen setzen? Da macht man halt erstmal gar nichts, denn am zweiten Abend war das Thema erledigt.Er ging von sich aus nicht mehr auf die Betten.

Nachdem nun am 10.01.2020 von der Tierärztin,die ihn im Tierheim schon versorgt hatte,die Werte der Blutuntersuchungen vorlagen ging es nun zu unserem Tierarzt.Hier zeigte er sich auch sehr kooperativ so dass zur Untersuchung kein Maulkorb erforderlich war.Die Untersuchung ergab das die Ohren von Hefebakterien und die Haut von Milben befallen waren.Für die Ohren gab es dann ein Präparat zum Spülen der Gehörgänge und einer Salbe zum Eincremen des äußeren Gehörbereiches zur Pflege.Für die Haut wurde dann ein Shampoo verordnet.Dies musste ein shampooniert werden und 20 Minuten auf die Haut einwirken und danach gut ausgespült werden.Diese Prozedur musste 14 Tage lang ,jeden Tag,durch geführt werden.Janosch war davon zwar in keinster Weise begeistert,ließ es aber ohne all zu großen Widerstand über sich ergehen.

Mitte Januar veränderte sich sein bis dahin sehr ruhiges und eher schüchternes Verhalten drastisch.Sobald es im Küchenbereich irgendwelche Aktivitäten gab – alles ganz normale Küchengeräusche und Tätigkeiten – drehte der Junge durch.Zuerst sprang er dann auf den Couchtisch und von dort versuchte er auf Gilas Schreibtisch zu springen.Oder er ging über die Sitzbank auf den Esstisch ,und wenn jemand in der Nähe stand versuchte er noch auf dessen Schultern zu klettern.Dabei zitterte der ganze Kerl so heftig dass wir schon Angst hatten,er würde gleich einen Herzkasper bekommen.Versuchte man ihn vom Tisch herunter zu holen wehrte er sich sehr vehement,wobei dann auch häufig auf unserer Seite Blut floß,das heißt:er biss ernsthaft zu.

Wir haben dann versucht ,daß einer von uns während dieser Zeiten mit ihm auf die Wiese hinter dem Haus ging.Nein,das reichte dem Herrn Janosch nicht aus.Er versuchte dann die Terrassentür ein zu rennen um ins Haus zu gelangen.Also musste einer von uns – je nach dem wer gerade in der Küche etwas zu tuen hatte – während dieser Zeit mit Janosch spazieren gehen.Das ging auch ein paar Wochen bis wir merkten:Es reicht auch schon wenn man sich mit ihm vor dem Haus hin setzt.

Darauf hin haben wir ganz schnell eine Bank gekauft und neben der Haustüre aufgestellt.Es klappte wunderbar, ein kleiner Schritt, aber ein riesiger Erfolg.

Bei einem Gespräch mit unserem Tierarzt zu diesem Problem schlug er uns vor ihm Tabletten zu geben,die ihn etwas beruhigen und mit denen er selber schon sehr gute Erfahrungen bei der Wiedereingliederung verhaltensauffälliger Hunde gemacht hatte.Da es bei Janosch wohl Panikreaktionen auf ein früheres Erlebnis sein mussten haben wir den Versuch gemacht und nach ca.5 bis 6 Wochen traten auch die ersten ganz kleinen Erfolge ein.Es reichte schon aus,wenn ich in mein Büro ging,mich mit dem Computer beschäftigte,ihn gar nicht beachtete und er sich neben mich legen konnte.So lange in der Küche nichts Lautes passierte blieb er ruhig oder ließ sich relativ gut wieder beruhigen.Seit etwa 14 Tagen geht er zwischendurch auch schon mal an die Türe und schaut in die Küche ohne aus zu rasten.Wir denken,dass wir auf dem richtigen Wege sind.

Ein richtiger Küchenbetrieb ist noch nicht möglich, aber Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.Es ist halt ein ganz großes Problem, wenn man einen erwachsenen Hund aus einer Sicherstellung übernimmt.Es ist eine Wundertüte…jeden Tag ne neue Überraschung.

Besucher sind auch nicht so einfach möglich.Ein Handwerker,der an der Heizungsanlage eine Wartung durch führen sollte,konnte das Haus nur durch die Garage betreten und verlassen.Wenn Bekannte kommen muß er in der Wohnung an die Leine oder einer von uns muß mal wieder spazieren gehen oder Auto fahren….

Jeder der am Grundstück vorbei geht wird sehr lautstark bis aggressiv verbellt.Nachbarn, die er häufiger sieht und hört werden gnädiger behandelt.Aber anfassen lässt er sich immer noch nicht von Fremden oder Kindern.

Die Ausnahme dabei ist wieder unser Tierarzt.Beim letzten Besuch dort vor etwa 3 Wochen wurde er gewogen.Er hat inzwischen sein Gewicht durch Muskelmasse aufgebaut und hat jetzt etwa 47 Kg.Er ist halt in einigen Dingen immer noch ein großer Junghund,was eben

Erfahrung und Erlerntes anbelangt.Die Erlebnisse müssen aber sehr tief sitzen,denn wenn man ihn draußen auf der Terrasse des Nachts im Schlaf anfasst kommt es auch jetzt noch vor dass er zu schnappt.Sobald er uns aber dann erkennt will er sich mit Hände lecken entschuldigen.

Soviel bis heute 13.06.2020

Grüsse aus der NIN Pflegestelle in Ostfriesland

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